Die Stadt, in der ich wohne hat ca. 210 000m Einwohner. Schätzungsweise sind davon 30% katholisch. Über die vier Feiertage könnte ich jeden Tag mindestens einmal in die Kirche gehen. Alle Stadtteilkirchen bieten Gottesdienste an, oft zum gleichen Thema zur gleichen Zeit: Familienwortgottesdienst, Abendmahlamt, Trauermette, Kreuzwegfeier für Kinder, Karfreitagsliturgie, Osternachtsfeier, Vesper, Eucharistiefeier in byzantinischem Ritus, Eucharistiefeier mit Chor, Eucharistiefeier in Italienisch … Finde nur ich das unübersichtlich? Ich wohne in der Innenstadt und spreche von der so genannten Seelsorgeeinheit, zu der ich gehöre. Eine Seelsorgeeinheit besteht in der Regel aus zwei bis fünf früher eigenständigen Pfarreien, für deren Seelsorge und Verwaltung inzwischen nur noch ein Priester verantwortlich ist. Die benachbarte Seelsorgeeinheit, deren Kirchen ich auch problemlos erreichen könnte, haben ein ähnlich volles Programm. Auch volles Haus? Bis jetzt habe ich bloß an Weihnachten, am Ostersonntag und am Weißen Sonntag erlebt, dass es keine Plätze mehr gab. Trotzdem wird versucht, möglichst alle Kirchen der Seelsorgeeinheit „gerecht“ zu bespielen. Das führt zu unregelmäßigen Gottesdienstzeiten und sich überschneidenden Angeboten. Mir ist das alles zu kompliziert. Und heute auch zu viel. Ich entscheide mich stattdessen für einen Spaziergang am See.